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Screen + Shot

Der Screenshot ist ein fabelhaftes Instrument. Es ist das allzeit mögliche, computerinterne, auch nur partielle Abfotografieren des augenblicklichen Bildschirms. Er gehört zu den ersten Instrumenten, die man sich aneignen sollte im Sinne einer digitalen Propädeutik, wenn man einen neuen Computer hat.

Denn: Als Instrument der Beweissicherung kann er unschätzbaren Wert erhalten. Stößt man beispielsweise im Internet auf ein Plagiat der eigenen Schriften, wird der erste Schritt sein (nein, nicht irgendwen anrufen oder eine E-Mail schreiben): einen Screenshot der Stellen anzufertigen. Die Beweissicherung ist der erste Schritt. Ist ein download des Plagiattextes möglich, wäre das natürlich die erste Wahl der Speicherung.

Als Möglichkeit punktgenauer, rasant schneller Dokumentation sollte man die zu drückenden Tasten für einen Screenshot wirklich aus dem Effeff beherrschen. Bei mir zum Beispiel ist es: 4 + cmd + shift (3 Tasten zugleich) -> Möglichkeit eines Auswahlfensters bietet sich sogleich -> das "Abgeschossene" speichert sich automatisch als png-Bilddatei auf dem Desktop/Schreibtisch. Einfach und super.

Die Auflösung ist nicht zu beanstanden, sondern gewissermaßen geeicht dafür, an einem Computerbildschirm beschaut zu werden. Die Bildauflösung eines Screenshots beträgt automatisch 144 dpi. Das geschossene Bild weiter verwendet werden, man kann manuell mit dem Cursor in den automatisch vergebenen Bildnamen (z.B. „Bildschirmfoto 2020-04-12 um 10.26.24“) clicken und die Bilddatei umbenennen (z.B. „Marees_Orangenpfluecker_1887_Version_01“).

Wer als Kunsthistoriker*in oder Bildwissenschaftler*in, der/die auch mit dem Computer arbeitet, den Screenshot nicht beherrscht, der/die gleicht dem Athleten, den die gymnastische Kniebeuge in die Bredouille bringt. Ein Feld von Möglichkeiten ergibt sich:

- Dokumentation
Während einer virtuellen Konferenz lassen sich Präsentationen der/des Kollegen/-in abfotografieren, somit sichern und für die weitere Nacharbeit bewahren. Nicht jedes Detail einer vielbeschriebenen Folie wird sich in der Eile der Zeit mitschreiben lassen.

- Merkbilder
Zugpläne, Öffnungszeiten, Landkarten, ... im fluiden digitalen Medium werden (wieder) zu starren (Merk-)Bildern – man muss nicht alles auf Papier ausdrucken, man schießt es ab -> Screenshot.

- Festhalten des Augenblicklichen
Z.B. als Kultur der ursprünglich künstlerischen Praxis des film stills: aus Film-/Videomaterial generiert der Screenshot ein Bild. Auch im strengeren Sinn des Photographischen erzeugt der Screenshot aus dem auf dem Monitor Bewegten ein (genuin digitales) Bild.

- Bildbearbeitung
Sie arbeiten z.B. an einer Skizze von Marees. Sie möchten sich auf ein Detail dieser Skizze konzentrieren, es für die Publikation extra in den Fließtext Ihres Beitrags einarbeiten. Sie möchten ein Detail einer Abbildung aus einem digitalen Archiv extrahieren -> Screenshot.

- Medienverbindung
Der genuin digitale Screenshot vermittelt mit Leichtigkeit unterschiedlichste Medien: Sie setzen z.B. den Teil einer Textseite, den Sie nochmal lesen werden, neben das Detail eines Gemäldes aus einem digitalen Bildarchiv, daneben setzen Sie den Screenshot einer Infographik aus einem Online-Vortrag – ein individueller, digitaler Leuchttisch entsteht. Auch dieser lässt sich abfotografieren: Collage der eigenen Arbeit.

Wer gute Verwendungsmöglichkeiten für Screenshots kennt oder hacks auf Lager hat, teile sie in einem Kommentar hier unter diesem Blogbeitrag.

Dass der Gute Screenshot heißt, und nicht Monitorfoto etc. wollen wir ihm nicht verübeln. Man lasse sich davon nicht abschrecken. In der Sache ist der Screenshot das Recht zur, individuellen, Dokumentation und eine wohl beständig unterschätzte Möglichkeit.

Der Screenshot. Er ist gleichsam das Recht des Digitalbürgers, das Gesehene auch zu bewahren. Manchmal muß man recht schnell sein. Aber die Chance war gegeben. Beim nächsten Mal, fertigen Sie mal einen Screenshot an. In noch ungeahnter Stunde könnte er zum Trumpf werden.




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