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Open Access Tage in Zürich

Anfang der Woche war ich an der Hauptbibliothek der Universität Zürich, die die diesjährigen Open Access Tage organisiert hat. Tolle Organisation (Dank an die Gruppe um Prof. Fuhrer), schönes Ambiente (Schweizer Universitäten tun es offenbar nicht unter dem Niveau der Allianz-Hauptverwaltung), und ein interessantes Programm. Ich greife hier nur einmal zwei Vorträge heraus, die mir besonders gefallen haben. Das war erst einmal Kurt de Belder von der Leidener Uni-Bibliothek, der beschrieb, wie in Holland Open Access durchgesetzt wird. Statt der ansonsten dominierenden Kakophonie, geht das hier offenbar ratzfatz: Staatlicherseits werden klare Ziele gesetzt und der Rahmen für die Verhandlungen mit den großen Verlagskonglomeraten vorgegeben - es ist ja festzustellen, dass ein deutlicher Konzentrationsprozess bei den Verlagen eingesetzt hat, durchaus auch in den Geisteswissenschaften. Wer nicht mitmacht (wie üblich Elsevier) muss mit Boykott rechnen. Mitte des nächsten Jahrzehnts soll die komplette in öffentlich finanziertem Kontext veröffentlichte wissenschaftliche Literatur online sein, in 2016 immerhin schon mal mehr als die Hälfte. Dann Tara Andrews von der Universität Bern, die in gewisser Weise einen Kontrapunkt setzte und ihr Augenmerk auf das open access für historische Schriften und Bilder richtete, an denen sie als Erforscherin der mittelalterlichen armenischen Kultur besonders interessiert ist. Sie wies auf eine merkwürdige Paradoxie hin, die sich die (von mir eigentlich überaus geschätzten) Bibliotheken leisten. Einerseits stehen sie in vorderster Reihe, wenn es um open access für die anderen geht, denn sie müssen die permanent steigenden Kosten tragen, aber das von Andrews genannte Beispiel aus der Bodleian Library in Oxford gibt doch zu denken. Dort nämlich darf man photographieren und scannen, wie man lustig ist, aber wenn es ans Veröffentlichen geht, hält die Bibliothek die Hand auf und will gesalzene Gebühren. Böswillige werden sagen: klar, wenn es um die anderen geht, will man es kostenlos, aber für sich selber nimmt man sich das Recht heraus, Geld zu verlangen! Im übrigen bezweifele ich, dass das legal ist. Zumindestens widerspricht es dem, was ich hier einmal in vielleicht allzu großem Leichtsinn behauptet habe

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