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Noch einmal zum Urheberrecht

Die Diskussion um open access/ online-Veröffentlichungen/ Urheberrecht ist bisher vornehmlich im Hinblick auf pragmatisch-rechtlich-technologische Perspektiven geführt worden. Dabei würde es sich anbieten, Autorschaft mit ihren Assoziationen von individuell geprägter Hervorbringung originären Wissens, die letztlich im modernen Urheberrecht gemündet sind, einmal etwas grundsätzlicher zu betrachten, um damit einen anderen Blick auf diese zentrale Problematik zu werfen.

Inzwischen klassisch geworden sind die Beiträge Michel Foucaults (Was ist ein Autor?, 1969) und Roland Barthes' (Der Tod des Autors, 1968). Wer den Eindruck hat, dass diese Texte vielleicht zu spekulativ, wenn nicht „abgedreht" sind, kann auch historisch fundiertere Arbeiten wie die von Martha Woodmansee (etwa: Der Autor-Effekt. Zur Wiederherstellung von Kollektivität, 1992) heranziehen - alles übrigens leicht greifbar in dem Reclam-Band „Texte zur Theorie der Autorschaft, hg. von F. Jannidis, G. Lauer, M. Martinez und S. Winko, Stuttgart 2000. Tenor aller dieser Darstellungen ist, dass der Autor als Konzept eigenschöpferischer Produktivität eigentlich ein historisch eng verortetes Denkmuster ist, das sich mit der Romantik durchsetzt und eine Idee von Autorschaft ersetzt, die bis dahin viel stärker von Vorstellungen kollektiver Produktion bestimmt war. Speziell Woodmansee verweist im Gefolge von Jay David Bolter's „Writing Space: The Computer, Hypertext, and the History of Writing (1991) darauf, dass mit dem computergestützten Schreiben unter vernetzen Bedingungen, wie sie das Internet hervorgebracht hat, Formen kollaborativen Schreibens erneut an der Tagesordnung sind, die eine Neubestimmung des Autor-Begriffs notwendig machen.

Dass die Verfasser des Heidelberger Appells online-Veröffentlichungen kritisch gegenüber stehen, scheint nicht nur mit ihrem Abscheu vor googles Raubzug zu tun zu haben. Unterschwellig wirkt eben mit, dass sie sich an eine Idee von Autorschaft klammern, die in romantischer Tradition die absolute Einzigartigkeit des Textes beinhaltet. Zwei Aspekte sprechen dagegen, dass sie mit dieser Strategie Erfolg haben: Erstens lässt sich das Internet nicht mehr aus der Welt schaffen, und zweitens hat eben dieses Internet nur „zur Kenntlichkeit entstellt", dass die Produktion von Texten, Bildern etc. immer schon von anderen Produktionen dieser Art mindestens so sehr geprägt war, wie von dem selbst Er- und Gedachten. Und wenn wir kulturelles Schöpfertum nicht behindern wollen, dann müssen wir überlegen, ob nicht das gültige restriktive Urheberrecht dringend einer Überarbeitung bedarf. Denn: alle (und eben nicht nur die postmoderne) Kultur ist eine „remix-culture", was wiederum ausgerechnet in den überaus lesenswerten Büchern des Juristen (!) Lawrence Lessig postuliert wird.

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