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Die FAZ und ihr Kriegszug gegen Open Access

Der Hort konservativer (Kultur)Politik tut sich seit Jahren auch beim Kampf gegen Open Access hervor. Dass das mit Konservativismus weniger zu tun hat als mit den Interessen eines Druckmediums spielt keine Rolle. Hauptsache, das Publikum kommt nicht drauf. Weiten Raum gibt die Zeitung solchen Leuten wie Roland Reuss, dem man auch (bewusste?) Falschaussagen durchgehen laesst und dem mit seinem unsaeglichen "Heidelberger Appell" im letzten Jahr auch reihenweise ahnungslose Intellektuelle auf den Leim gegangen sind. Gestern setzte sich Juergen Kaube auf seine Spur, intelligent wie immer, aber bildungspolitisch doch in der Wolle reaktionaer gefaerbt. Er schliesst sich begeistert einer Initiative schwedischer Chemiker an, die drei Nachteile beim Open Access zu identifizieren meinen: Erstens gebe es keine renommierten open access Zeitschriften in ihrem Feld, zweitens wuerden sich die Wissenschaftsverlage die Zweitveroeffentlichung im Internet haeufig extrem teuer bezahlen lassen, und drittens wuerden eben diese Verlage die Zweitveroeffentlichung in eigenen Archiven normalerweise sowieso nicht erlauben.

 

Die von Kaube zitierte Begruendung ist eine Zumutung. Wenn es keine renommierten open access Zeitschriften gibt, dann sollte es die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Schwedischen Chemiker sein, solche zu gruenden. Anderes koennte irgendwann einmal als Verschwendung von Steuergeldern durchgehen. Punkt 2 und 3 sind die Hoehe. Hier wird die unverschaemte Gefraessigkeit einiger Verlage, deren Beitrag zur wissenschaftlichen Qualitaet der Arbeiten in der Regel gleich null ist, zum Anlass genommen, Alternativen zu desavouieren. Ich empfehle, den Konsum des Feuilleton- bzw. Geisteswissenschaften-Teils dieser Zeitung entschieden zu reduzieren und mal etwas mehr in den Wirtschaftsteil zu schauen. Dann kapiert man naemlich besser, was es heisst, die Zukunft zu verstehen.

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