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Was ein Kunsthistoriker wert ist

Die berechtigte Klage von Absolventen der Kunstgeschichte über nicht oder wenig bezahlte Jobs ist nicht neu. Selten ist aber, daß ein renommierter und etablierter Professor der Kunstgeschichte in seinem Blog die demütigende Erfahrung öffentlich macht, daß es ihm nicht wesentlich besser geht, sobald er außerhalb der Universität seine Dienste anbietet.

 

Martin Kemp, emeritierter Oxforder Professor und Spezialist für Leonardo da Vinci, wurde von der Londoner National Gallery beauftragt für die kürzlich beendete Leonardo Blockbuster Ausstellung einen Podcast zu gestalten, in dem er anatomische Zeichnungen erläutert. Für die Arbeit, die ihn vier Stunden Aufwand kostete, erhielt er die "top fee" von 100 Pfund. Mangelnde Organisation des Museums führte zu einem Termin, der eine gesonderte Anfahrt des Referenten nach London erforderte. Reisekosten wurden natürlich nicht vom Museum übernommen, so daß Martin Kemp als Nettoertrag vor Steuern 14,20 Pfund verblieben.

 

Er erinnerte zu Recht daran, daß man von keinem Buchhalter oder Rechtsanwalt erwarten könne, daß er zu solchen Stundensätzen für ein Museum tätig werde. Aber auch in seinem Fall scheint das Interesse, sich öffentlich zu einem spannenden Thema äussern zu können, gross genug gewesen zu sein, um diese Behandlung hinzunehmen und den Podcast zu realisieren.

 

P.S. Aufmerksam wurde ich auf diesen Eintrag in Martin Kemps Blog durch einen Hinweis von Bendor Grosvenor.

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