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Schandpfahl für Venedig - das geplante Hochhaus des Pierre Cardin

Der französische Modeschöpfer Pierre Cardin (90) will auf dem Gelände eines ehemaligen Chemiekonzerns in Porto Marghera bei Venedig einen 244 Meter hohen „Lichtpalast“ mit 69 Stockwerken errichten. Eine solche eitle Beeinträchtigung des historischen Ensembles schien bisher undenkbar. 

Die Meldung ging schon anlässlich der Eröffnung der Architektur Bienale im Sommer 2012 durch die Medien. Anlässlich von Projekten dieser Größenordnung (ca. 2 Mia. €) ist es mehr als erstaunlich, dass die erforderlichen Genehmigungen offizieller Gremien so schnell alle vorliegen. Nur wenige Stimmen erheben noch Einwände. So wurde der venezianische Kunsthistoriker Tomaso Montanari zitiert: „sein Turm ist etwas für Scheichs, die immer höhere Wolkenkratzer bauen, um ihren Reichtum zur Schau zu stellen. Das ist nichts für Venedig“. Italia Nostra versuchte mit einer Eingabe, die bisher nicht tätig gewordene UNESCO zu einer Stellungnahme zu bewegen.

Didier Rykner, der über die Darstellung dieses Projektes durch Pierre Cardin im französischen Fernsehen berichtete, sieht darin ein weiteres Beispiel der Degenerierung der italienischen Kultur. Dass letzteres keine Übertreibung ist, bezeugt der renommierte Kunsthistoriker Salvatore Settis, welcher sogar davon spricht, dass die Italiener Feinde der Kunst geworden seien. Sicher lässt sich der zunehmende Ausverkauf von Venedig zwischen Massentourismus riesiger Kreuzfahrschiffe und den Privatmuseen reicher Sammler dokumentieren. Es ist aber zu befürchten, dass diese Kommerzialisierung des kulturellen Erbes keine italienische Besonderheit ist. 

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