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Gnade vor Recht – Gestohlene Kreuzigung aus der Cranach-Werkstatt wieder gefunden!

Im 19.Jahrhundert hat die Kirchengemeinde St. Trinitatis in Leipzig ein 1546 datiertes Epitaph mit der Darstellung einer Kreuzigung und Stiftern erworben. Dieses galt, seit es im Zweiten Weltkrieg ausgelagert worden war, als verschollen. Bis vor kurzem wurde auf der Internetseite der Propstei Leipzig nach der Tafel gefahndet.

Im Zuge der umfangreichen Recherchen des Cranach Research Institute (cri) nach Werken aus der Cranach-Werkstatt für die Forschungsdatenbank www.cranach.net wurde bereits 2012 auf der Internetseite einer Restauratorin das Werk entdeckt und zugeordnet. So konnte nachvollzogen werden, dass die Tafel wahrscheinlich durch Vermittlung eines Dresdner Restaurators 1996 an die Fachhochschule Köln kam, wo sie durch die damalige Studentin restauriert wurde. Die Hintergründe über die Herkunft schienen dem dort als Professor tätigen Cranach-Spezialisten nicht bekannt gewesen zu sein. Bereits 1989 verließ das Epitaphium ein namhaftes Amsterdamer Auktionshaus für 18.000 NLG. Nachdem die Tafel 1991 im Besitz eines Münchener Kunsthändlers war, stand sie 1996 im Mittelpunkt einer Augsburger Auktion. Von dort ging sie für 70.000 DM in bayerischen Privatbesitz über. Der neue Besitzer stiftete das Bild später einer Benediktinerabtei, wo es sich aktuell noch befindet.

Der rechtliche Eigentümer in Leipzig zeigte sich über die Identifikation des Aufbewahrungsortes des Bildes, nach dem die Propstei so lange gesucht hatte, erfreut, unternahm aber keine weiteren Schritte. Die Suchmeldung im Internet ist mittlerweile gelöscht.

Es erging von klerikaler Seite wohl Gnade vor Recht!

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