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Editionsqual

Die Mühen der Editionsarbeit scroll to top

Am letzten Samstag und heute berichten Jürgen Kaube und Gregor Schöllgen in FAZ und SZ von deutscher Editionstätigkeit im allgemeinen und im besonderern (so weit ich sehe, beide nicht open access) Kaube, eigentlich ein rabiater Verteidiger traditioneller Wissenschaftskultur, bemängelt die gegen Null tendierende Geschwindigkeit von Editionsprojekten, die häufig dann, wenn der Propagator einer Edition verstirbt, vollständig zum Erliegen kommen. Schöllgen lobt bei den neuesten Bänden der Max Weber Edition, dass nur die eigenen Briefe, nicht die seiner Korrespondenz-Partner abgedruckt wurden. Richtig! Uns interessieren nur die großen Individuen, auch wenn ihre Briefe ohne das Pendant eigentlich unverständlich werden. Außerdem wären die Kosten dann ja höher gewesen. Nicht die für jeden Studierenden finanzierbaren knapp 270 bzw. knapp 500 Euro für die Bände III/6 und II/10, sondern dann wohl 500 und 1000 für lauter Mist aus der Feder von Mittelmaß-Autoren (III/6 und II/10: hier hat man es mal mit einem richtig gediegen umfangreichen Gesamtprojekt zu tun) . Kann mir mal jemand sagen, warum man nicht einfach die ganzen Manuskripte auf den Scanner legt und sie dann im Internet veröffentlicht? Die Antwort gibt Schöllgen selber, wenn er moniert, dass sie ausführliche Einleitung von Wolfgang Schluchter zu einem der Max-Weber-Bände in eine Werkausgabe eigentlich nicht hineingehört. So lange Editionen in erster Linie dazu dienen, die Gelehrsamkeit der Editoren unter Beweis zu stellen, werden wir auch in Zukunft 150 Jahre auf die Vervollständigung von Werkausgaben warten müssen (die auf 80 Bände angelegte Schelling-Ausgabe der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hat jetzt ein gutes Viertel geschafft. Der erste Band kam 1976. Jetzt mal die Taschenrechner in Betrieb gesetzt!)

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