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Vom Forschungsmehrwert schriftlicher Quellen auf duerer.online

Seit Juni 2020 fördert die Deutsche Forschungsgemeinschaft mit duerer.online das Virtuelle Forschungsnetzwerk Albrecht Dürer. Die als Gemeinschaftsprojekt der Universitätsbibliothek Heidelberg und der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg/ Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung e.V. entstandene Plattform wird perspektivisch ein vollständiges Werkverzeichnis, eine stetig wachsende Anzahl von Werken der Rezeption, des Nachlebens und Forschungsliteratur enthalten, aber auch handschriftlich verfasste Quellen vom Künstler selbst und über ihn. duerer.online organisiert alle eingepflegten Daten durch die Verwendung der wissenschaftlichen Kommunikationsinfrastruktur WissKI und setzt sie untereinander in Beziehung. Diese Art der Erschließung zeichnet Zusammenhänge nach und offenbart spannende Forschungspotenziale.

 

Quellenmaterial von und über Dürer

Schriftquellen, die Archive, Bibliotheken oder Museen international in digitalisierter Form bereitstellen, werden zunächst gesammelt. Hier zu nennen sind die handschriftlichen Vorarbeiten, mit denen Dürer seine in den 1520er Jahren erschienenen kunsttheoretischen Bücher vorbereitete, aber auch Abschriften seiner Autographe, Kollektaneen und Korrespondenz. Zu Letzterer gehören sowohl Briefe, von denen der Künstler selbst Verfasser oder Empfänger gewesen ist, als auch welche, in denen sich Bewunder:innen über ihn austauschten. Bereits seit dem 16. Jahrhundert trugen Freunde, Sammler:innen und Fans des Künstlers schriftliche Lebenszeugnisse zusammen, kombinierten diese durch Abschreiben, um sie zu besitzen, zu bewahren und zu verbreiten. Manch eine prominente Schrift ist heute sogar nur noch durch Abschriften überliefert, genannt seien das sogenannte „Tagebuch der niederländischen Reise” oder die „Familienchronik”. Das jeweilige Original von Dürers Hand ist verloren.

 

Aspekte der Online-Präsentation

Die Art und Weise, wie das handschriftliche Quellenmaterial des 16. bis 19. Jahrhunderts in die Forschungsplattform eingebunden wird, ist abhängig von seiner Bearbeitungstiefe.

Quellen sammeln und verknüpfen

Sobald Quellentexte in duerer.online aufgenommen worden sind, können sie mit Objekten digital verknüpft werden, zu denen ein inhaltlicher oder historischer Zusammenhang besteht. Beispielsweise finden sich Kataloge privat gesammelter (Dürer-)Zeichnungen darunter, die mit dem Nachlass des Bamberger Sammlers Joseph Heller (1798-1849) in den Bestand der damals noch Königlichen Bibliothek Bamberg (heute Staatsbibliothek) übergingen: Beim Aufrufen des handschriftlichen Verzeichnisses der populären Sammlung des Wieners Joseph Grünling (1785-1845) sind - neben einem Kommentar, der den Quellenkontext erläutert - alle darin erwähnten Zeichnungen, die bereits in duerer.online verzeichnet sind, unter Angabe ihres heutigen Besitzverhältnisses zu finden.

Aber nicht nur die Kunstwerke können verknüpft werden, sondern auch weitere, in Zusammenhang stehende Schriftquellen. Im Catalog der Handzeichnungen, welche sich in der Derschau’schen Sammlung zu Nürnberg befanden erwähnte der Verfasser beispielsweise das sogenannte „Gedenkbuch” Dürers, das sich seit 1835 im Berliner Kupferstichkabinett befindet. Interessierte gelangen durch die digitale Verknüpfung in solchen Fällen also von einem Quellendatensatz zum anderen.

Transkription und Edition

Des Weiteren präsentiert die Universitätsbibliothek Heidelberg im Rahmen des Projekts neu erarbeitete Transkriptionen (Editionsprinzipien). In der alphabetisch geordneten Listenübersicht der Quellen ist hinter jedem Quellentitel das Vorhandensein einer Transkription gekennzeichnet. In den Quellendatensätzen selbst sind ältere, bereits digital verfügbare Transkriptionen/ Editionen abrufbar. Durch das Nebeneinander von digitalen Faksimiles und Transkriptionen/ Editionen vom 16.-21. Jahrhundert entsteht nicht nur ein informativer Mehrwert, sondern wissenschaftliche Transparenz.

Um zur Transkription/ Edition von duerer.online zu gelangen, folgt man dem angegebenen Permalink zur Online-Ressource. Möchten Interessierte sich das digitale Faksimile und die Transkription/ Edition nebeneinander anzeigen lassen, so können die entsprechenden Reiter oben links nach Bedarf aktiviert oder deaktiviert werden. Zudem kann die Textdarstellung individuell angepasst werden. Wählen Sie entweder die zeichengenaue Transkription oder die dezent edierte Variante, lassen Sie sich Zeilennummerierungen anzeigen, Abkürzungen auflösen und/ oder editorische Eingriffe kenntlich machen - Sie selbst entscheiden, wie Sie sich den Quellen nähern möchten.

Identifikation genannter Personen, Orte und Kunstwerke

In der Anzeige der Transkription/ Edition sind Personen, Orte und Kunstwerke mit charakteristischen Icons versehen und über Normdaten der GND identifiziert. Beim Klick auf die Icons werden Informationen sichtbar, die Lesende dabei unterstützen, die jeweiligen Personen, Orte oder Werke einzuordnen. Bei den in der Quelle genannten Personen und Kunstwerken kommt zusätzlich eine weiterführende Verknüpfung zu duerer.online zum Vorschein, sobald auch dort ein Personen- oder Werkdatensatz angelegt worden ist. Natürlich gelangen Sie gleichermaßen aus den Personendatensätzen oder Werkdatensätzen auf duerer.online direkt zu(rück zu) den Quellenerwähnungen.

Ausblick

Im Zuge der zweiten Projektphase von duerer.online (DFG-gefördert bis 2026) werden weitere Quellen bereitgestellt und bearbeitet, doch auch alle bereits vorhandenen Inhalte und Funktionen der virtuellen Forschungsumgebung sind Work in Progress. Es werden nicht nur laufend neue Datensätze erfasst, auch bestehende werden sukzessive erweitert und inhaltlich miteinander in Beziehung gesetzt. Zu beachten ist also stets, dass zuweilen Zwischenschritte der Bearbeitung sichtbar sind, die nicht den letztgültigen Stand widerspiegeln.

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